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Tipps

Hilfe

Wann braucht es Hilfe?

  • du mit den intensiven Gefühlen oder körperlichen Reaktionen nicht zurecht kommst
  • du das Gefühl hast, nicht mehr zu dir selbst zu finden
  • du dich chronisch angespannt, betäubt, verwirrt, leer oder ausgelaugt fühlst
  • du wiederholt den Drang oder das Bedürfnis verspürst, dich krank zu melden, weil die Arbeit dir außergewöhnlich viel Kraft abverlangt
  • körperliche Symptome (wie Kopf- und Magenschmerzen) nicht verschwinden
  • du dich in Ablenkungshandlungen stürzt, um auf diese Weise nichts verspüren zu müssen
  • du schlecht schläfst und/oder Alpträume hast
  • du bemerkst, dass deine Beziehung unter Druck gerät oder ernsthaft unter dem Geschehenen zu leiden hat, oder wenn aktuelle Probleme entstehen, z.B. Streitereien am Arbeitsplatz oder im Privatleben
  • du seit dem Vorfall anhaltend mehr rauchst oder mehr trinkst oder andere Substanzen zu dir zu nehmen beginnst
  • dich die Furcht vor einer Wiederholung des Ereignisses nicht mehr loslässt
  • du anders oder unverhältnismäßig auf Ereignisse oder Personen innerhalb oder außerhalb Ihrer Arbeitssituation reagierst
  • dich Angst, Scham- und/oder Schuldgefühle ständig begleiten
  • du nicht mehr genau so leistungsfähig bist wie vor dem Ereignis
  • du leicht aus der Bahn geworfen werden kannst
  • du seit dem Ereignis lustlos und depressiv bist
  • du niemanden hast oder kennst, mit dem sie deine Gefühle teilen kannst- insbesondere aufgrund der Arbeit im Gesundheitswesen
  • dein Zustand sich auch 48 Stunden nach dem Ereignis nicht verbessert

Infoline jeden Mo 9-11, Do 17-19
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Kriseninterventionszentrum Mo-Fr 10-17 Uhr +43 1 406 95 95

Schreib’s Dir von der Seele:
beratung@secondvictim.at

Hilfe

Was tun wenn es passiert?

Reden ist besser als Schweigen. Der Patient/die Patientin ist das First Victim. Erklären und Empathie zeigen – das ist es, was Patient:innen erwarten, wenn ein Fehler passiert ist.

Viele Ärzt:innen habe Sorge, mit der:m betroffenen Patient:in offen über die Ereignisse zu reden, auch weil sie fürchten, etwa durch unbedachtes Erklären oder Entschuldigen den Versicherungsschutz der Klinik zu gefährden.

Man darf sich entschuldigen. Dies ist laut Dr. Helga Willinger, Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft (WPPA), kein automatisches Schuldeingeständnis im rechtlichen Sinne, wie oft geglaubt wird.

Es empfiehlt sich, nach systemorientierten Lösungen zu suchen und auf diese Weise zu vermeiden, dass sich Fehler wiederholen, daher sollen Critical Incident Reporting Systeme etabliert werden, um Beinahe-Fehler anonym zu detektieren und systemimmanente Fehlerketten zu erkennen.

Der Vorgesetzte/Die Vorgesetzte soll unbedingt nach einem Fehler informiert werden und das Patient:innengespräch leiten.

Das Patient:innengespräch kann auch für das Second Victim befreiend wirken und soll zeitnah zum Ereignis stattfinden.

Direkt nach dem Ereignis

Für die Verarbeitung ist es wichtig, sich kurz Zeit zu nehmen und nicht einfach weiterzumachen.

Da ist gerade etwas passiert, das uns bis tief hinein bewegt und das uns im weiteren Tun danach beeinflusst. Unsere Psyche reagiert ganz normal damit, dass sie ein Notfallprogramm startet. Wir erleben akute Belastungsreaktionen auf zumindest einer dieser verschiedenen Ebenen: körperlich, kognitiv, emotional, im Verhalten und in Bezug auf unseren Glauben/Weltanschauung. Wichtig ist, diesen Belastungsreaktionen kurz Platz zu geben!

Mögliche Akute Belastungsreaktionen:

  • Wiederkehrende Erinnerungen/ Flashbacks
  • Schuldgefühle
  • Schlafstörungen
  • Scham
  • Vermeidungsverhalten
  • Nervosität
  • „Funktionieren wie ein Roboter“
  • Erstarren/ „Salzsäule“
  • Angst vor weiteren Fehlern/ reduziertes Arbeiten
  • Konzentrationsschwierigkeiten/ Zerstreuung

Denn solche heftigen Dinge sind auch nach ein paar Minuten nicht „gegessen“, für die Erhaltung oder Wiedererlangung der Handlungsfähigkeit braucht es eine gute Aufarbeitung, und wir helfen unserer Psyche dabei, wenn wir eben kurz nach dem Ende uns die Zeit nehmen, um uns bewusst zu machen, was gerade passiert ist. Einfach nur ein „Fakten und daraus entstandenes Gefühl/ entstandene Gedanken“.

Deshalb:

  • Kurz anhalten
  • Okay, was ist gerade passiert? Das und das ist passiert…
  • Was spüre ich gerade, was bewegt mich, wie geht´s mir gerade?
  • Was brauche ich jetzt?
  • Ich muss weiter arbeiten – kann ich weiter arbeiten, was brauche ich dafür (innerer Schwenk in die Professionalität, das haben wir ja schon alle auch gelernt)
  • Atmen!
  • Soweit schauen, dass man stabil ist und weiter tun kann.

Und das Ganze braucht auch nicht lange, aber es wäre wichtig, sich kurz diese Zeit zu nehmen. Es darf auch rauskommen, nein, das geht gerade nicht, ich mach jetzt mal weiter, aber nach dem nächsten Einsatz o.ä. . Es geht um das sich-bewusst-machen / wie geht es mir jetzt gerade / was brauche ich gerade

  • Reden! Bitte such dir jemanden, mit der:m du über das Erlebte sprechen kannst! Am besten eine:n Kolleg:in deines Vertrauens

Für Teams:

Eine kurze Nachbesprechung, in der alle die Möglichkeit haben, in ihren Worten das Erlebte zu beschreiben und auch ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken.

Also, in jedem Fall: nicht wegschieben, nicht verdrängen. Kurz sehr wohl bewusst machen, kurz drüber nachdenken und so lange sich die Zeit geben, bis ein Weiterarbeiten wieder möglich ist (im Sinne von, die Aufarbeitung erfolgt dann zu einem späteren Zeitpunkt, aber jetzt bin ich (wieder) arbeitsfähig)

2 – 3 Tage nach dem Ereignis

Wenn mehre Tage nach dem Ereignis noch immer ein oder mehrere Belastungsreaktionen vorhanden sind, sollte ein Gespräch mit einer:m Peer oder eine Psychosozialen Fachkraft in Anspruch genommen werden.

Der Verein Second Victim bietet ebenfalls Hilfe

4 Wochen nach dem Ereignis oder länger

Wenn Flashbacks, Schlafstörungen, Vermeidungsverhalten, u.ä. auch mehre Wochen nach dem schwerwiegenden Ereignis weiter auftreten und als nicht bewältigbar erlebt werden, so könnte eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) vorliegen. Hier braucht es unbedingt therapeutische Hilfe und wir empfehlen dringend, eine Psychosoziale Fachkraft aufzusuchen!

Der Verein Second Victim hilft gerne dabei, eine entsprechende Hilfe zu finden.

Für die Kommunikation mit den First Victims, also den betroffenen Patient:innen, und deren Angehörigen hat die Plattform Patient:innensicherheit eine Handlungsempfehlung erstellt.

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Für Führungskräfte

Was tun wenn meine Mitarbeiter:innen betroffen sind?

Mitarbeiter:innen, die ein schwerwiegendes Ereignis erlebt haben und eventuell sogar sich dafür verantwortlich machen, brauchen Hilfe, nicht Bestrafung, gerade wenn eine -unabsichtliche-Fehlbehandlung eines Patienten/einer Patientin als Ursache für die Belastung steht.

Im ersten Moment braucht es das entlastende Gespräch.

Als Führungskraft ist es wichtig, dass Sie feststellen, ob die betroffenen Mitarbeiter:innen noch arbeitsfähig sind und dementsprechende Sofort-Maßnahmen einleiten:

  • ein stützendes Gespräch anbieten, nicht aufdrängen 
  • eine Auszeit anbieten, aber nicht aufzwingen
  • die meisten Betroffenen wollen bei einer Fallanalyse mitwirken, formulieren sie dieses Angebot vorsichtig, dazu ist eine psychosoziale Stabilität nötig!
  • Nach einem unabsichtlichen Fehler in einer Behandlung wollen Mitarbeiter:innen sich entschuldigen, ein „Es tut mir leid, was Ihnen passiert ist“, ist kein rechtliches Schuldeingeständnis und entlastet sowohl Patient:innen als auch Mitarbeiter:innen
  • Wenn vorhanden, Peer oder psychosoziale Fachkräfte im Sinne eines Shared decision making mit dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin anfordern
  • Mitmenschliche Zuwendung geben – Zeit für die Betroffenen nehmen, sich um sie kümmern
  • zuhören 
  •  vom Ort des Geschehens wegführen 
  • Sicherheit geben 
  • Zeigen, dass die schlimme Situation vorüber ist 

Second Victims Interventionsprogramme helfen nur, wenn eine entsprechende Kultur der psychologischen Sicherheit in der Organisation vorherrscht. Die Arbeitsgruppe um Deborah Seys schlägt ein 5 stufiges Supportprogramm vor, hier zur Übersicht die Graphik aus der Forschungsarbeit:

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Für Das Umfeld

Was tun wenn jemand in meinem Umfeld betroffen ist?

Second Victims zeigen oft verändertes Verhalten als akute Belastungsreaktion auf ein belastendes Ereignis. Als Angehörige:r, Freund:in oder Kolleg:in müssen Sie einerseits damit umgehen und können Sie andererseits Unterstützung anbieten.

Das Wichtigste: bieten Sie ein Gespräch an!

Für die Verarbeitung belastender Ereignisse ist die Möglichkeit des Redens sehr wichtig. Sie brauchen dabei keine Tipps zu geben, Sie müssen auch nicht sofort Lösungen anbieten – seien Sie einfach da und hören Sie zu! Wenn die Betroffenen nicht sofort sprechen können oder möchten, akzeptieren Sie es und versichern Sie ihnen, dass Sie weiterhin für sie und ein Gespräch da sind.

Haben Sie Geduld!

Betroffene verändern oft ihr Verhalten, sind empfindlicher, reizbar, ungeduldig. Das machen sie nicht absichtlich, es ist Zeichen ihres Ausnahmezustands. Natürlich entschuldigt das nicht alles, aber sie brauchen nun viel Empathie und Nachsicht.

Als Faustregel gilt: wenn sich nach 48 Stunden der psychische Gesamtzustand der betroffenen Person nicht verbessert, sollte unbedingt psychosoziale Unterstützung organisiert werden!

Nicht oder nur teilweise aufgearbeitete belastende Ereignisse können Körper und Psyche ernsthaft krank machen. Eine Abklärung, ob Störungen wie z.B. PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) oder Suchtabhängigkeit als Folge vorliegen, ist für die weitere Vorgehensweise und Umgang mit der:dem Betroffenen wichtig.

Und natürlich sind auch Sie in der einen oder anderen Form mitbetroffen. Schauen auch Sie gut auf sich und nehmen sich eventuell professionelle Hilfe, um selbst mit der Situation klarzukommen!

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