Am Mittwoch, dem 14. Mai 2025, fand im wunderschönen Van Swieten Saal der Medizinischen Universität Wien unser Aktionstag zum Thema „Second Victim“ statt. In Kooperation mit der Österreichischen Plattform Patient:innensicherheit, dem Wiener Gesundheitsverbund und der Medizinischen Universität Wien wurde ein eindrucksvolles Programm auf die Beine gestellt – mit dem Ziel, für das oft übersehene Phänomen des Second Victim zu sensibilisieren und konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Die Kulisse im Van Swieten Saal bot den idealen Rahmen: ein heller, offener Raum, perfekt ausgestattet mit Technik und einem tollen Catering – beides bereitgestellt durch die MedUni Wien, der wir an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aussprechen möchten.
Das Programm im Überblick:
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Mag. Verena Nikolai (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz), Dr. Eva Potura (Gründerin des Vereins Second Victim) und Dr. Brigitte Ettl (Präsidentin Österreichische Plattform Patient:innensicherheit). Ihre Worte machten deutlich, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Second Victim für ein sicheres, nachhaltiges und menschliches Gesundheitssystem ist.
Hannah Rösner gab uns mit zwei Vorträgen einen wissenschaftlich fundierten Einblick in die Situation in Österreich: Die Ergebnisse der SeVid-Studien zeigten, wie belastend das Erleben kritischer Ereignisse für medizinisches Personal sein kann – insbesondere dann, wenn es zu Aggression durch Patient:innen kommt. Auch die ökonomischen Auswirkungen von Second Victim-Prozessen wurden beleuchtet: Peer-Support-Programme könnten nicht nur emotionale Unterstützung bieten, sondern auch Personalfluktuation reduzieren.
Marlene Sator, Expertin für Kommunikation im Gesundheitswesen, sprach über die Qualität von Gesprächen im medizinischen Alltag. Ihr Vortrag zeigte eindrucksvoll, wie gute Kommunikation nicht nur Patient:innen hilft, sondern auch Fachkräfte schützt.
Sabine Eder widmete sich dem Thema Deeskalation und Aggression im Gesundheitswesen – ein zentraler Risikofaktor für das Entstehen von Second Victims. Sie verknüpfte ihre langjährige Erfahrung in der Pflegeberatung mit aktuellen Herausforderungen im Klinikalltag.
Einen besonders praxisnahen Blick boten Herbert Huscsava und Gloria Fuchs mit ihren Erfahrungen zur Implementierung eines PEER-Systems am Universitätsklinikum Tulln. Trotz Hürden – die Leitung hatte dem System kurzfristig die Zustimmung verweigert – zeigten die beiden eindrucksvoll, wie notwendig und hilfreich Peer-Support für Mitarbeitende sein kann.
Dr. Eva Schaden widmete sich einem oft tabuisierten, aber immens wichtigen Thema: der klinischen Ethikberatung. Ihre Fragen – „Wann ist genug genug?“ und „Müssen wir alles tun, nur weil wir es können?“ – hallten lange nach und regten zum Nachdenken an. Ethikberatung kann helfen, schwerwiegende Entscheidungen in Grenzsituationen gemeinsam zu reflektieren.
Zum Abschluss las Martin Rümmele, renommierter Gesundheitsjournalist, aus seinem Buch „Krank gespart“ – ein kritischer Blick auf ein System im Wandel, das auch Second Victims mit hervorbringt, wenn Strukturen versagen.
Unsere Vortragenden:
- Dr. Eva Potura: Gründerin und treibende Kraft hinter dem Verein Second Victim.
- Dr. Hannah Rösner: Forscht an der Hochschule RheinMain und an der Miguel Hernández Universität zum Phänomen und zu ökonomischen Aspekten von Peer-Support.
- Marlene Sator: Kommunikationsexpertin und Senior Health Expert an der Gesundheit Österreich GmbH.
- Sabine Eder: DGKP und Trainerin im Bereich Deeskalationsmanagement mit über 30 Jahren Erfahrung.
- Herbert Huscsava: Facharzt für Unfallchirurgie, Ärztlicher Direktor und Co-Gründer des Vereins Second Victim.
- Gloria Fuchs: Pflegeexpertin und Arbeitsmedizinerin mit umfassender Erfahrung im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
- Dr. Eva Schaden: Anästhesistin, Leiterin einer Intensivstation am AKH Wien und Mitbegründerin der Klinischen Ethikberatung.
- Martin Rümmele: Investigativer Gesundheitsjournalist und Autor.
Ein starkes Publikum, starke Fragen, starke Reaktionen
Besonders beeindruckt hat uns das interessierte und engagierte Publikum: Dank Tools wie Slido wurden die Sessions äußerst interaktiv – viele Fragen, Diskussionen und persönlicher Austausch zeigten, wie sehr das Thema bewegt. In den Pausen, nach den Vorträgen – überall entstanden Gespräche. Die Herausforderung, im Zeitplan zu bleiben, war fast ein Luxusproblem: Es wurde klar, wie wichtig, polarisierend und relevant das Thema „Second Victim“ ist.
Gudrun Steininger führte als Moderatorin mit Fingerspitzengefühl, Charme und Humor durch den Tag – auch bei schwierigen, emotionalen Themen verstand sie es, Leichtigkeit zu bewahren und den Raum immer wieder für offene Reflexion zu öffnen.
Danke!
Ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden, Vortragenden, Unterstützer:innen und das Publikum. Dieser Aktionstag hat nicht nur informiert, sondern berührt, vernetzt und motiviert – und damit genau das erreicht, was wir uns erhofft haben: Second Victims sichtbar machen und konkrete Wege zu mehr Unterstützung und Sicherheit aufzeigen.
Wir bleiben dran.
Euer Team von Second Victim
